Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen besser verstehen

04.03.2024

Worüber reden wir eigentlich, wenn wir von den Treibhausgasemissionen eines Unternehmens oder einer Organisation sprechen? Moderne Beschreibungen folgen hier der Definition des Greenhouse Gas Protocols, dessen Scope 1 2 3 wir Ihnen hier mit Beispielen vorstellen.

Das Greenhouse Gas Protocol (GHG) gilt als meistgenutzter Standard, um die Treibhausgas-Emissionsbilanzen von Unternehmen zu berechnen und wird unter anderem auch von der Global Reporting Initiative (GRI) empfohlen. Das GHG-Protokoll erfasst die vom Kyoto-Protokoll regulierten Treibhausgase (THG), also vor allem Kohlendioxid (CO2), Methan (CH₄) und andere, wobei sie meist in CO2-Äquivalente (CO₂e) umgerechnet werden. 

Das Greenhouse Gas Protocol kategorisiert klimaschädliche Gase, die den Corporate Carbon Footprint (CCF) eines Unternehmens ausmachen, in drei Gruppen. Sie werden vom GHG-Standard „Scopes“ (auf deutsch: Umfang, Geltungsbereich) genannt. Diese Trennung ist insbesondere aus Sicht des unmittelbaren bzw. mittelbaren Einflusses relevant: Scope 1 sind direkte Emissionen, Scope 2 indirekte mit Verbindung zu eingekaufter Energie. Scope-1-Emissionen können Unternehmen maßgeblich durch das Ausmaß des Verbrauchs fossiler Brennstoffe beeinflussen; im Scope 3 ist man vom Tun und Lassen der Wertschöpfungspartner abhängig. 

Was sind Scope 1, Scope 2, Scope-3-Emissionen?

Ein Klimareporting mit Scopes 1/2/3 nach dem GHG-Protokoll zu erstellen hilft Unternehmen, sich realistische, messbare und überprüfbare Emissionsreduktionsziele zu setzen und diese zielgerichtet zu erreichen.  

Hier eine kurze Definition von Scope 1, 2 und 3: 

  • Scope 1: Direkte Treibhausgas-Emissionen des Unternehmens.  
  • Scope 2: Indirekte Emissionen des Unternehmens, die aus dem Einkauf von Energie stammen. 
  • Scope 3: Indirekte Emissionen aus vor- und nachgelagerter Wertschöpfungskette. 
Grafik: SAIM

Wir gehen weiter unten noch ausführlicher darauf ein. Vorweg: Zwei Unternehmen können nicht die gleichen Emissionen in Scope 1 bzw. 2 stehen haben, sehr wohl aber in Scope 3 (zum Beispiel bilanzieren Ölunternehmen, Motorhersteller, Fahrzeughersteller alle die „gleichen“ Emissionen für die Nutzungsphase). 

Scope 3 ist aber wichtig, weil ohne die Betrachtung der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsketten die Verantwortung für den Ausstoß vieler Treibhausgase unberücksichtigt bleibt. Unternehmen, die “Klimaneutralität” oder ein „Net Zero Target“ (was keinesfalls das Gleiche ist) anstreben, müssen daher neben Scope 1 und Scope 2 unbedingt auch Scope 3 betrachten. 

Scope-1-Emissionen mit Beispielen

In diesen Bereich fallen die direkten Emissionen eines Unternehmens. Aber was heißt eigentlich „direkt“? Nach dem GHG Protocol zählen zu den Scope-1-Emissionen alle Quellen, die sich im Besitz des Unternehmens befinden oder von ihm kontrolliert beziehungsweise verantwortet werden. 

Beispiele für Scope-1-Emissionsquellen: 

  • Direkte Verbrennung von Brennstoffen: Energieerzeugung aus fossilem Gas, Kohle oder Öl in eigenen oder verantworteten Anlagen, auch zum Beispiel aus Notstromaggregaten. 
  • Firmeneigene Fahrzeuge: Klimarelevanter Ausstoß von Benzin- oder Dieselfahrzeugen, die das Unternehmen für Lieferungen oder Dienstreisen nutzt. 
  • Leckagen: Da geht es vor allem um flüchtige Gase, meist Kältemittel aus Klimaanlagen und Kühlsystemen. Abgefackeltes Gas gehört ebenfalls dazu. 
  • Prozessemissionen: Gemeint sind chemische Reaktionen in der Produktion. Ein Beispiel: Zement – hier fallen sehr viele THGs direkt durch den chemischen Prozess an, weswegen die Baubranche um bessere Lösungen ringt. 
  • Landwirtschaft: Einige Tiere haben direkte Emissionen, Wiederkäuer zum Beispiel stoßen Methan aus. Fermentationsprozesse erzeugen ebenfalls Methan. Auch Düngemittel in landwirtschaftlichen Betrieben setzen teils direkt THGs frei. 

Unternehmen, die ihren Corporate Carbon Footprint ermitteln, können hier sofort Reduktionspotentiale erkennen. Beispiele dafür sind die Umstellung des Fahrzeugparks und die schrittweise Umstellung eigener Energieerzeugung auf regenerative Energien.

Scope-2-Emissionen mit Beispielen

Die vom Unternehmen eingekaufte Energie schlägt mit Scope-2-Emissionen zu Buche. Dazu gehören auch Wärme, Kühlung, Dampf und Ähnliches, was Unternehmen für ihre Produktion einkaufen. 

Beispiele für Scope-2-Emissionen: 

  • Stromverbrauch: Emissionen aus der Erzeugung des Stroms, den das Unternehmen einkauft und verbraucht. (Nur bei Energieunternehmen sind dies Scope-1-Emissionen.)   
  • Bezug von Fernwärme oder -kälte: Indirekte Emissionen durch die Nutzung von Wärmeenergie oder Kühlleistung, die jeweils außerhalb des Unternehmens erzeugt bzw. bereitgestellt wird. 
  • Nutzung von Dampf: Emissionen aus der Erzeugung von Dampf, der für industrielle Prozesse gekauft wird. 
  • Einkauf von Biogas: Emissionen, die mit der Produktion und Bereitstellung von Biogas verbunden sind, das das Unternehmen nutzt. 

Die Scope-2-Emissionen lassen sich beispielsweise reduzieren durch Energiesparmaßnahmen, mehr Effizienz in den Prozessen und den Einkauf von regenerativ produzierten Energien. Auch gibt es inzwischen Lösungen, die zum Beispiel Wärme und Dampf regenerativ und speicherbar bereitstellen können. 

Scope-3-Emissionen mit Beispielen

Die Scope-3-Emissionen fallen in der vorgelagerten (Einkauf, Zulieferer, Maschinenpark) und nachgelagerten (Vertrieb, Nutzung, Entsorgung) Wertschöpfungskette an. 

Einige Beispiele für Scope-3-Emissionen (ausführliche Details dazu im Beitrag Was sind Scope-3-Emissionen?): 

  • Einkauf: Emissionen von beispielsweise eingekauften Rohstoffen, Bauteilen und Büromaterial. 
  • Transport (up/down): Emissionen aus Zuliefer-Transporten von Rohstoffen und Vorprodukten, und natürlich von Vertriebs-Transporten fertiger Produkte an die Kunden.  
  • Kapitalgüter: Emissionen aus dem Bau von Maschinen und Gebäuden fallen schon an, noch ehe irgendetwas produziert wurde.
  • Mitarbeitermobilität: Geschäftsreisen verursachen Scope-3-Emissionen, ebenso wie der tägliche Weg der Mitarbeiter:innen zur Arbeit und zurück. 
  • Abfälle: Emissionen aus der Entsorgung produktionsbedingter Abfallprodukte. 
  • Produktnutzung: Bekanntes Beispiel sind Autos – sie verbrauchen in der Nutzungsphase Benzin, dessen Emissionen daher zu den Scope-3-Emissionen der Autohersteller gezählt werden. 
  • Entsorgung: Weitere Scope 3-Emissionen fallen dadurch an, dass alles Produzierte irgendwann entsorgt oder recycelt werden muss. 
  • Outgesourctes: Unternehmen lagern Dienstleistungen aus, dennoch sind diese für die Geschäftstätigkeit oft notwendig. Die Dienstleister sorgfältig danach auszuwählen, dass diese ihrerseits nachhaltige Praktiken verfolgen, kann helfen, diese Scope 3-Emissionen reduzieren.  

Die vom GHG definierten Quellen von Scope 3-Emissionen in der Lieferkette sind vielfältig und bieten entsprechend auch viele Ansatzpunkte für Unternehmen, diese zu identifizieren und zu reduzieren. Wenn Sie bei Scope 3 tiefer einsteigen wollen, lesen Sie dazu den Beitrag Was sind Scope-3-Emissionen?

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