Klimarisikoanalyse: unverzichtbar für CSRD

12.03.2025

Hier erfahren Sie, was eine Klimarisikoanalyse im CSRD-Kontext bedeutet, welche Risiken Sie im Blick behalten sollten und wie Sie den Prozess erfolgreich meistern. 

Was ist Risikoanalyse und warum ist sie wichtig?

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gibt einen klaren Rahmen vor, wie Unternehmen über ihre Nachhaltigkeit berichten sollen: 

  • Um relevante Themen zu bestimmen, folgen Unternehmen dem Konzept der doppelten Wesentlichkeit: Sie betrachten sowohl die Auswirkungen Ihres Unternehmens auf Umwelt, Klima und Gesellschaft als auch umgekehrt die Effekte externer Faktoren auf Ihr Unternehmen. 
  • Dabei kann es um ökologische, soziale und Governance-bezogene Aspekte gehen, aus denen sich konkrete Risiken, aber auch Chancen ergeben. 
  • Im Nachhaltigkeitsbericht müssen die Unternehmen plausibel zeigen, wie sie wesentliche Auswirkungen, Risiken und Chancen adressieren, welche Fortschritte sie machen, und wie widerstandsfähig ihr Geschäftsmodell ist. 

 

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Warum stehen Klimarisiken besonders im Fokus?

Besonders weitgehende Anforderungen stellt die CSRD dabei an die Analyse von Klimarisiken und -chancen – und das zu Recht. 

Der Klimawandel ist eben keine ferne Zukunftsvision mehr, er prägt schon heute in vielen Bereichen den Geschäftsalltag und wird zukünftig vor kaum einer Branche halt machen: Beschädigte Produktionsanlagen, unterbrochene Lieferketten oder explodierende Energiekosten sind längst Realität. Gleichzeitig betreffen gesetzliche Vorgaben zum Klimaschutz immer mehr Bereiche. 

Die CSRD fordert deshalb von Unternehmen, klimabezogene Risiken und Chancen systematisch zu erfassen und offenzulegen, und auch ihren Prozess dazu detailliert darzustellen. Das schafft nicht nur Transparenz, sondern hilft Ihnen auch, Ihr Unternehmen vorausschauend zu steuern und zukunftssichere Entscheidungen zu treffen. 

Darauf aufbauend bewertet die Klima-Resilienzanalyse die Widerstandsfähigkeit Ihres Geschäftsmodells und Ihre Anpassungsfähigkeit gegenüber den identifizierten Risiken. 

Verschiedene Typen von Klimarisiken

Aus dem Klimawandel ergeben sich verschiedene Risikotypen, die Ihr Unternehmen treffen können – hier sind einige der wichtigsten für die CSRD-Berichterstattung: 

 

Physische Klimarisiken

Physische Risiken entstehen direkt durch den Klimawandel, typischerweise durch die damit einhergehenden Extremwetter-Erscheinungen. Sie treten in zwei Formen auf: Akute Risiken wie plötzliche Überschwemmungen oder Stürme, und chronische Risiken wie schleichende Temperaturanstiege oder zunehmender Wassermangel. 

Hitzewellen zum Beispiel erscheinen uns im Sommer vielleicht einfach nur als Plage – aber sie bringen auch das konkrete Risiko von Produktionsausfällen mit, wenn Mitarbeiter und Maschinen bei bestimmten Temperaturen nicht arbeiten können oder erhöhte Kühlkosten entstehen. Brände, Stürme, Überschwemmungen und Hagel können Infrastrukturen beschädigen und den Transport von Materialien oder Produkten verhindern. Biodiversitätsverluste sind ein Risiko für Branchen, die auf Artenvielfalt und Ökosystemdienstleistungen angewiesen sind (etwa Landwirtschaft und Fischerei). 

Dürren sind ein Risiko für Industrien, die von Wasser abhängig sind. Sie können aber auch weitere Risiken nach sich ziehen, etwa wenn Ernteausfälle zu Knappheit, Preiserhöhungen oder sozialen Unruhen führen. 

Dabei können Risiken das Unternehmen direkt betreffen, oder in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette auftreten. 

Übergangsrisiken bzw. transitorische Klimarisiken

Übergangsrisiken bzw. transitorische Risiken ergeben sich aus dem Wandel zu einer klimafreundlichen Wirtschaft, vor allem durch Veränderungen im regulatorischen Umfeld. Die CSRD spricht hierbei von sogenannten Übergangsereignissen. Hierzu zählen etwa CO₂-Bepreisungen, verschärfte Umweltgesetze, strengere Berichtspflichten oder technische Vorgaben. Der Umbau zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft (Dekarbonisierung) erfordert letztlich Investitionen und Anpassungen – die mit verschiedenen Risiken verbunden sein können. 

Spezielle technologische Risiken kommen beispielsweise ins Spiel, wenn Sie bestehende Prozesse oder Materialien durch klimafreundlichere Alternativen ersetzen (müssen). Unternehmen werden hier mit den Kosten für den Übergang zu emissionsärmeren Technologien belastet und sind dem (transitorischen) Risiko ausgesetzt, dass sich diese Investitionen unter Umständen nicht lohnen oder Mehrkosten verursachen. 

Reputationsrisiken betreffen das Ansehen eines Unternehmens im Bereich Klimaschutz: Stakeholder und bewusste Konsument:innen achten genau darauf, wie ernst Sie es mit dem Klimaschutz meinen. Ein angekratzter Ruf kann sich auf Marktposition, Kundenbindung und die Investitionsbereitschaft von Kapitalgebern auswirken. Umgekehrt mag es Veränderungen der Nachfrage geben, die als transitorische Marktrisiken bewertbar sind. 

Haftungsrisiken können entstehen, wenn beispielsweise regulatorische Vorgaben – wie Berichtspflichten oder Umweltaussagen – nicht eingehalten werden oder auch wenn Stakeholder wegen unvollständiger oder falscher ESG-Informationen finanzielle Entscheidungen getroffen haben.  

Chancen ergeben sich besonders für die Unternehmen, die klimafreundliche Lösungen anbieten, bei der Anpassung unterstützen, oder die im Branchenvergleich besonders nachhaltig aufgestellt sind.

Der Prozess einer erfolgreichen Klimarisikoanalyse

In einer umfassenden Risikoanalyse werden klimabezogene Risiken und Chancen identifiziert, bewertet und priorisiert und entsprechende Maßnahmen festgelegt. 

1. Risiken identifizieren

Suchen Sie zunächst entlang Ihrer gesamten Wertschöpfungskette nach potenziellen Risiken. Nutzen Sie dafür Klimaszenarien aus Berichten von IPCC, IEA oder EU, industriespezifische Studien und Klimarisikoindizes sowie den Austausch mit Anspruchsgruppen auf Basis der Stakeholderanalyse. Je mehr Perspektiven Sie einbinden – von verschiedenen Abteilungen bis zu externen Experten – desto vollständiger wird Ihr Risikobild. 

Dabei oft eng mit Risiken verbunden sind klimabedingte Chancen. 

2. Risiken bewerten

Nach dem Aufspüren folgt die Bewertung: 

  • Wie wahrscheinlich ist es, dass das Risiko eintritt? 
  • Wird es bereits kurzfristig, oder eher langfristig relevant? 
  • Wie bewerte ich die zukünftigen finanziellen Auswirkungen des Risikos? 

 

Für den letzten Punkt genügt zumindest im ersten Bericht eine qualitative Einschätzung – trotzdem sind Unternehmen gut beraten, zumindest intern quantitativ abzuschätzen, welche Folgen Preissteigerungen, Produktionsausfälle oder nötige Reparaturen für das Unternehmensergebnis haben könnten. 

Hilfreich ist dabei wiederum die Szenarioanalyse: Klimaszenarien zeigen Ihnen, wie sich bestimmte Risiken unter verschiedenen klimatischen Entwicklungen auswirken können.  

Bei den physischen Risken bieten Ihnen die RCP-Szenarien (Representative Concentration Pathways) des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) eine solide Grundlage – vom moderateren RCP 4.5 (globale Erwärmung um moderate 2-3°C bis 2100) bis zum „Worst Case“ RCP 8.5 (globale Erwärmung um 4°C bis 2100).

3. Risiken und Chancen priorisieren

Nicht jedes erkannte Risiko ist wesentlich, und nicht jede Chance braucht die gleiche Aufmerksamkeit. Mit einer Risikound  Chancenmatrix erkennen Sie, welche Risiken besonders wahrscheinlich sind und welche die gravierendsten Folgen haben könnten. Diese stehen dann auch im Mittelpunkt der Betrachtung. So können Sie sich auf Maßnahmen konzentrieren, die bei überschaubarem Aufwand trotzdem die wichtigsten Klimarisiken am deutlichsten reduzieren. 

4. Maßnahmen entwickeln und umsetzen

Auf Basis der Priorisierung können Sie konkrete Maßnahmen zur Risikominderung ableiten. Das kann der bessere Schutz kritischer Infrastruktur sein, etwa durch Hochwasserschutzmaßnahmen, die Einführung energiesparender Systeme in der Kühlkette oder die Investition in klimafreundliche Technologien.  

Die Maßnahmen sollten klar dokumentiert und strategisch in die Unternehmensplanung integriert werden – und natürlich sollten sie ihrerseits Nachhaltigkeitskriterien (Energieeffizienz, Ressourcenverbrauch, soziale Aspekte …) genügen.  

Oft bestehen auch schon Initiativen, die auf die entdeckten Chancen und Risiken einzahlen. Auch diese gilt es zu erfassen, und in der CSRD unter dem Stichwort „Richtlinien, Maßnahmen und Ziele“ zu berichten. 

Best Practices für eine effektive Risikoanalyse

Eine Klimarisikoanalyse mit Resilienzanalyse ist eine große Herausforderung. Einige grundlegende Tipps können helfen: 

  • Denken Sie ganzheitlich: Der Klimawandel betrifft Ihre gesamte Wertschöpfungskette. Beziehen Sie daher alle wichtigen Bereiche ein – vom Einkauf über die Produktion bis zum Vertrieb. So entgeht Ihnen kein wichtiges Risiko. 
  • Setzen Sie auf wissenschaftliche Grundlagen: Nutzen Sie anerkannte Klimamodelle wie die oben schon erwähnten RCP-Szenarien für verlässliche Prognosen. Am besten analysieren Sie mindestens zwei verschiedene Szenarien. 
  • Bleiben Sie am Ball: Der Klimawandel ist dynamisch – Ihre Risikoanalyse sollte es auch sein. Prüfen Sie aktuelle Risiken etwa alle drei Jahre, längerfristige alle fünf Jahre. 
  • Kommunizieren Sie offen: Transparenz gegenüber Ihren Mitarbeitenden, Investoren und anderen Stakeholdern schafft Vertrauen in Ihre Nachhaltigkeitsstrategie. Man rechnet damit, dass Klimarisiken in Gesprächen mit Banken und Investoren künftig häufiger auf den Tisch kommen. 

Fazit: Klimarisikoanalyse als Baustein nachhaltiger Unternehmensführung

Die Klimarisikoanalyse nach CSRD-Vorgaben ist weit mehr als eine Pflichtübung. Sie hilft Ihnen, Ihr Unternehmen besser gegen Klimarisiken zu wappnen, neue Chancen früh zu erkennen und kluge strategische Entscheidungen zu treffen. 

Die nächste Stufe auf diesem Weg ist die Resilienzanalyse, die auf den Erkenntnissen der Risikoanalyse aufbaut und zeigt, wie widerstandsfähig Ihr Unternehmen gegenüber künftigen Herausforderungen ist. 

SAIM hilft Ihnen auf vielfältige Weise bei der Durchführung ihrer Risikoanalyse kontaktieren Sie uns! 

 

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